Jugendpressekonferenz mit Flüchtlingen am Internationalen Tag der Kinderrechte in der Albertina
Netzwerk Kinderrechte fordert nach Jugend-Pressekonferenz Partizipation von jungen Menschen in allen Politikbereichen (20.11.2015)
Kinder-Kurier-Artikel „Kinderrechte auch für Kinderflüchtlinge“ mit toller Fotostrecke:
https://kurier.at/leben/kiku/jugendpressekonferenz-kinderrechte-auch-fuer-kinderfluechtlinge/165.200.253
Den Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November nahm das Netzwerk Kinderrechte Österreich zum Anlass, auf die Situation von Kinderflüchtlingen in Österreich aufmerksam zu machen. Partizipation ist einer der Grundgedanken der Kinderrechtskonvention, der in Österreich viel zu selten umgesetzt wird. Daher organisierte das Netzwerk Kinderrechte am 20.11.2015 eine Jugendpressekonferenz in der Albertina.
„Beschämt und auch stolz“ zeigte sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, dass er sechs jugendliche Flüchtlinge und zwei Schulklassen im Audienzsaal der Albertina empfangen durfte. Als wahre Experten und Expertinnen berichteten sie berührend, beeindruckend und authentisch am Podium von Kinderrechtssituationen, die sie selbst erlebt hatten oder deren Zeugen sie wurde. Moderation und Fragen im Anschluss an die Statements kamen von 25 SchülerInnen zweier Wiener Schulen.
Mostafa, 19 Jahre alt und aus Afghanistan, kritisierte hier insbesondere die lange Verfahrensdauer von Asylverfahren. Er selbst wartet seit drei Jahren darauf, endlich eine Entscheidung zu erhalten, ob er in Österreich bleiben darf. Er richtete seinen Appell für kürzere Verfahren auch an die anwesenden Parlamentarierinnen: „Nehmen Sie unsere Worte in den Nationalrat mit!“
Mohammad, 15 Jahre und aus Syrien, hingegen wartete sehnsüchtig darauf, dass seine Familie zu ihm nach Österreich kommen darf und zeigte sich schockiert darüber, dass eine Gesetzesänderung geplant ist, mit der die Familienzusammenführung noch schwerer gemacht werden soll. Er sagte: „Ich vermisse meine Familie so, so sehr."
Der junge Reza hingegen hatte mit ganz anderen Problemen in Österreich zu kämpfen. Er ist 16 Jahre alt und auch aus Afghanistan, bei einer Altersfeststellung wurde er für ihn unverständlicher Weise für 18 Jahre alt erklärt. Das hat für ihn weitreichende Konsequenzen und er berichtete, dass er nun in einer Unterkunft für Erwachsene leben muss: „Ich fühle mich sehr einsam. Ich kann keinen Deutschkurs machen, kann nicht in die Schule gehen und muss den ganzen Tag zuhause im Zimmer sitzen.“
Dass Bildung ein zentraler Punkt für die Integration und persönliche Zukunftsperspektiven darstellt, zeigte Zakia, 18 Jahre alt und aus Afghanistan, auf. Sie ist mittlerweile Studentin und erzählte, dass das „größte Glück in meinem Leben war, dass ich vor 10 Jahren nach Österreich gekommen bin! Hier konnte ich acht Jahre in eine Schule gehen, wo Aussehen, Religion und Herkunft keine Rolle gespielt hat. Ja, Österreich ist meine neue Heimat!“
Integration ist für junge Flüchtlinge ein großer Wunsch und so erzählte Ali, 17 Jahre alt und aus Somalia, von seiner österreichischen Patin, die ihn regelmäßig unterstützt. „In Somalia gibt es keine Demokratie, keine Kinderrechte, keine Chance auf Ausbildung.“
Im Licht jüngster Ereignisse war das Thema Religion und Flucht auch für Kinder und Jugendliche von Bedeutung. Derei, 23 Jahre und aus dem Irak, erklärte hierzu, dass es ein „neues Wir“ geben müsse. „Wir sind Teil der Jugendlichen in Österreich und wollen nur in Frieden leben. Ich habe Hoffnung, dass wir ein vielfältiges Österreich sind!“
Das Netzwerk Kinderrechte richtete an alle Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen Österreichs die dringende Forderung, die Perspektiven von Kinderflüchtlingen ernst zu nehmen und mit ihnen in einen Dialog zu treten, um eine bestmögliche Umsetzung der Kinderrechte für alle Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten.